miradlo gibt es seit 2004, anfangs war es ein kleiner Laden in einer Ladenzeile. Dort gab es zunächst diverses Kunsthandwerk, und bald begannen die ersten Aktivitäten im Web. In den folgenden Jahren war der Laden vor allem ein Büro, miradlo bildete aus. Praktikanten, Azubis, Diplomanden, Bacheloranden, und ähnliches was mit der Informatik, aus der wir kommen, zu tun hat.
Ab 2013 gab es wieder eine Kombination aus Laden und Büro mit einem Tante-Emma-Laden und einem Lieferservice. Dem folgte für einige ein Versanddepot, eine Lieferadresse für Kunden vor allem aus der Schweiz. Ich bin Grenzkind, ich komme aus Konstanz und war immer in der Grenzregion. Ich arbeitete auch selbst teils in der Schweiz.
Ich las einen Aufruf zu einer Blogparade, doch dann posteten sie selbst nichts, es gab keine teilnehmenden Blogs, keine Rückmeldung, nicht mal einen Kommentar hier. Daher habe ich den Link und die Infos hierzu entfernt.
Ich blieb hängen an einer schweizer Formulierung
„es nimmt mich wunder“
Hierzu passt wunderfitzig, es beides aus dem alemannischen Sprachgebrauch, so kam’s zu diesem Beitrag.
Persönliche Kundenbeziehung
In den meisten Fällen sind Kundenbeziehungen, wie alle Beziehungen, einfacher, wenn sie persönlich und direkt sind. Mimik, ein Lächeln eine einladende Geste im direkten Kontakt sind die Basis der Beziehung, sprachliche Details fallen nicht ins Gewicht. Die eigentliche Formulierung ist nicht wichtig. In unserem Bodenseealemannischen, ist es wie bei den meisten Dialekten im Süden, es gibt sogar eine neutrale Anrede, „Was macht ihr?“ ist eine Form die weder Du noch Sie festlegt.
„Es nimmt mich wunder“ aus dem Schweizerischen ist schon ähnlich zu „wunderfitzig“ was freundlich formuliert „interessiert, wissbegierig“ bedeutet, schon nicht mehr ganz so nett ist die hochdeutsche Entsprechung neugierig.
Wunderfitz
Für mich gehört ein bisschen Wunderfitz (Neugier) zu jeder Beziehung. Wenn ich gar nichts über die Person wissen will, dann wird jedwede Beziehung schwierig, auch der Kundenkontakt. Das gilt für die persönliche, wie für die online-Kundenbeziehung. Der Kontakt zu Kunden ist meist nicht sehr persönlich, es geht vor allem um einen klar abgegrenzten, geschäftlichen Bereich. Im direkten Umgang, fällt schneller mal ein persönlicher Satz, man erkennt eher, ob eine Person mal anders als üblich reagiert.
Beziehungen ohne persönliche Begegnung oder mit seltenem sich Sehen, denen fehlt zunächst das Gefühl, das Menschliche. Schon wenn man sich zumindest mal persönlich kennengelernt hat ist guter Kontakt häufig leicht.
Unsere Kunden waren wunderfitzig, wenn es um den online-Kontakt ging. Sie wünschten sich gerade beim Austausch via Messenger oder bei zusätzlichen Mails zu wissen, mit welcher Person sie gerade zu tun haben. So sehr ich das aus deren Sicht verstand, so deutlich habe ich es abgelehnt, um meine Mitarbeiter zu schützen.
Schriftlicher Austausch ist fehleranfällig. Noch schwieriger wird es, wenn regionale Unterschiede hinzu kommen. Wir haben diesbezüglich gerade im Versanddepot viele Erfahrungen gesammelt.
Kundenkontakt online
Der Einstieg war dort immer online, Kunden mussten sich zuerst online registrieren, damit sie Pakete zu uns schicken konnten. Diese Kunden bildeten sich über die Webseiten und die Ansprache dort ihre erste Meinung über uns. Kam ein Paket an, ging wieder die erste Nachricht von uns aus. Erst bei Abholung kam es zum ersten persönlichen Kontakt.
Wer in der Schweiz zur Schule geht muss hochdeutsch lernen, das wird geprüft. Das ist anders als bei Dialekten in Deutschland. Es gibt jedoch auch in der Schweiz, Menschen, die erst als Erwachsene in die Schweiz kamen. Mehrheitlich war das im direkten Umgang für mich nicht erkennbar, denn sie sprachen wie Schweizer.
Schreiben und auch teils lesen deutscher Texte war jedoch für manche nicht ganz selbstverständlich. Manche Mitarbeiter bei miradlo stammten nicht aus der Region oder waren aus anderen Gründen nicht darin geübt schweizerdeutsch zu verstehen. Wenn diese auf Kunden trafen, die auf Grund ihrer Wurzeln nicht ins Hochdeutsche wechseln konnten, entstanden Kommunikationsprobleme, mit denen ich im deutschsprachigen Raum nicht gerechnet hätte.
Wir hatten überwiegend Stammkunden, so lernten sich verschiedene Mitarbeiter und Kunden irgendwann persönlich kennen. Manches was im zunächst schriftlichen Kontakt der beiden Seiten, nicht sonderlich angenehm wirkte, veränderte sich persönlich völlig.
Auf Mitarbeiterseite gab es diejenigen, die nicht sehr gut tippen konnten und sich schriftlich sehr sparsam ausdrückten. Diese gab es auch bei Kunden, dort kam noch hinzu, dass sich manche ungern schriftlich ausdrückten, da es nicht ihre Muttersprache war.
Besondere Kundenbeziehungen
Besonders waren diese Kundenbeziehungen, weil sie so verschieden waren, und immer auch im Wechsel zwischen persönlich und online. Die Kommentare zur Schließung sowohl persönlich, wie online, z.B. zum Abschiedsbeitrag hierzu, zeigten, dass es mit manchen Kunden eine sehr persönliche Kundenbeziehung gab, die besonders war.
Was wir bei miradlo alle vertieften oder teils neu lernten war:
Bleib offen, vor allem solange du jemanden nur online kennst. Manche Menschen wirken im persönlichen Kontakt ganz anders. Die meisten sind vor Ort viel netter.
2 Antworten auf „Wunderfitzige Kunden“
[…] Immerhin einen Beitrag zu einer Blogparade schaffte ich dieses Jahr, nächstes Jahr möchte ich da mehr hinbekommen an Austausch zwischen Bloggern. Im Beitrag zu Wertschätzung ging es von Vorfahrt über regionale Unterschiede und lächeln bis hin zum Alt-Attribut bei Bildern. Um regionale Ausdrücke ging es im Beitrag wunderfitzige Kunden. […]
[…] froh, dass es keine Kundenbestellung war, denn 10 Röhren kamen als zehn einzelne Pakete. Auch in besonderen Kundenbeziehungen wäre es aufwändig geworden, da eine Lösung zu finden, die für beide Seiten […]